Phase 1

Fahrzeugübernahme:

Am 13. April 2005 konnten wir unser neues Fahrzeug übernehmen. Mit dem Kilometerstand von 71 wurde Benzin getankt: gut 85 Liter Super. Der Betrag von gut 102,- € sollte allerdings die Ausnahme bleiben. Der Gastank war relativ voll, ein erster Verbrauchswert würde etwas Zeit brauchen.

Warum Erdgas?

Ab sofort werden wir die Umwelt erheblich weniger belasten, insbesondere mit Feinstaub aus unserem Diesel-Vorgänger verschonen.

Scheiterten wir doch bei VW jämmerlich, als wir für unseren Bus nach einem Partikelfilter fragten. Die VW'ler waren wirklich "not amused" ob eines derartigen Anliegens. Zudem gab es keinen Kleinbus auf dem Markt, der schon mit einem Feistaubfilter ausgerüstet war. Tolle Leistung der Automobilindustrie. Übrigens: Auch bei den Franzosen war nichts zu machen!

Erster Eindruck

Fahrleistung: In der Wartezeit - hervorgerufen durch die Verzögerung mit der TüV-Eintragung in den Fahrzeugpapieren - hatte ich leihweise einen Vivaro Combi 9-Sitzer mit langem Radstand, allerdings mit der 2,5 L Dieselmaschine. Ganz klar: Mit diesen Fahrleistungen kann unser Erdgasfahrzeug / Benziner mit seiner 2,0l-Maschine nicht annähernd mithalten. Allerdings flotter als meine alte Caravelle mit ihrem 2,0 L Diesel. Mit Super hat er etwas mehr Durchzugskraft als mit Erdgas.

Fahrverhalten: Sehr zufrieden, fährt sich wie ein PKW, nur der große Wendekreis fällt etwas negativ heraus.

Optik: Von vorn und von den Seiten kann man nicht erkennen, dass Erdgas als Treibstoff dient. Von hinten gesehen fällt unter der Stoßstange ein Alukasten auf, hinter dem sich 2 Erdgasflaschen verstecken.

Innenraum: In den beiden hinteren Sitzreihen ist die Beinfreiheit etwas gering, ein paar Zentimeter mehr Abstand wären ein großer Gewinn.

2 Flaschen vor der Hinterachse

 

2 Flaschen hinter der Hinterachse

Fremdeinwirkung

Manipulation an der Erdgasanlage

Eine sehr unangenehme Überraschung gab es auf der Tour nach Brandenburg. Der Erdgastank war immer wieder schnell - viel zu schnell - leer, dabei ließen sich jeweils nur ca. 12kg Gas nachtanken. Deshalb musste eine Teil-Strecke mit Benzin gefahren werden.

Kurz vor dem Ziel, im engen Kontakt mit einem Mitarbeiter des Ausrüsters, der Firma Rüschkamp, kamen wir dem Problem auf die Spur. Jemand hatte sich unter den Wagen gelegt und die Hähne von 2 Flaschen zugedreht.

Nach dem Öffnen der beiden Ventile war wieder alles im Lot. Positiver Nebeneffekt: Als der Gastank leer war, gab es eine akustische Warnung, dann wurde automatisch auf Benzin umgeschaltet, ohne dass beim Fahren großartig etwas zu spüren war. Mit Benzin hat der Bus aber etwas mehr Power.

Die ersten 6 Monate

7300 km Laufleistung

Der Wagen ist absolut zuverlässig, zeigt keine Mucken. Beim Anlassen und den ersten Kilometern fährt der Wagen mit Superbenzin, schaltet dann automatisch beim Erreichen einer gewissen Betriebstemperatur auf Erdgas um.

Daher kommt auch der Verbrauch von 1,68L Super auf 100km, der bisher als Durchschnitt ermittelt wurde. An Erdgas wird hauptsächlich H-Gas getankt, nur auf einer Tour nach Brandenburg, um Möbel abzuholen, wurde auch L-Gas benutzt. Im Ganzen ergibt sich ein Durchschnittsverbrauch von 6,41kg Erdgas auf 100km.

Dabei schwankt der Verbrauch zwischen 4,52 kg als niedrigster und 8,26 kg als höchster Wert. Im Pendeln zwischen Dortmund und Lünen -Wohnung und Arbeitsplatz - liegt der Verbrauch zur Zeit - Oktober 2005 - bei konstant 5,8kg Erdgas. Beladen mit 9 Personen und der kompletten Hockeyausrüstung, zügige Fahrweise mit bis zu 140 km/h auf der Autobahn, steigt der Verbrauch auf ca. 8 kg.

Bei der Tour de Ruhr verbrauchte der Bus 5,17 kg, allerdings nur mit dem Fahrer als Insasse.

Für den Ersatzreifen ist unter dem Fahrzeug kein Platz mehr. Entwerder ohne fahren, oder es im Laderaum an der Seitenwand anflanschen. Ein Spanngurt reicht dafür aus, da am Boden der Seitenwand Ösen angebracht sind.

Problem: Fahrersitz. Zumindest mein Rücken meckert erheblich über die Polsterung, meine alte Caravelle GL hatte eine Lordoseeinstellmöglichkeit - super! Ich hätte gern meinen alten VW-Sitz wieder zurück. Leider hat Opel keinen ergonomischen Sitz im Programm - sehr schade.

Mängelstatistik

Der erste vermeindliche Fehler war keiner; auf der Beifahrerseite verfügt der elektrische Fensterheber über keine Komfortschaltung - daher konnte sie auch nicht defekt sein.

Ansonsten lief der Wagen ohne Probleme, traten keinerlei Mängel auf.

Erfahrungen mit der Erdgasanlage

Nach 6 Monaten war eine erste Inspektion der Erdgasanlage fällig, die unabdingbar für die Erhaltung der Gewährleistung ist.

Sie schlug mit rund 40,- Euro zu buche.

Nun beträgt der Inspektionsintervall für die Inspektionen 12 Monate. Kosten? Mal abwarten.

Blick von hinten unter den Wagen

 

Wirtschaftlichkeit

Die zusätzlichen Kosten betrugen 6.350,-€. Eine Förderung durch den örtlichen Gasversorger konnten wir wider Erwarten nicht bekommen. Damit fehlen uns 1350,-€ in der Kasse. Pech.

Wir müssen die Rechnung nun ohne eine mögliche Förderung aufstellen:

Der Wagen wird ca. 15.000 km im Jahr fahren, incl. Steuer wird sich die Investition gegenüber einem Diesel nach gut 6 Jahren - ca. 91.000 km - und gegenüber einem Benziner (aber wer kauft schon einen Vivaro als Benziner???) nach 4 Jahren - ca. 60.000 km rentieren. Alles nur unter der Voraussetzung, dass die Preisspanne zwischen Erdgas und Benzin/Diesel nicht kleiner wird und dass die Erdgasanlage keine zusätzlichen Kosten verursacht (Reparatur, Wartung). Die erste obligatorische Inspektion der Gasanlage kostete rund 40,- Euro.

Bleibt der Trost, etwas für die Umwelt zu tun.

 

Beides hinter einem Deckel

Beim Tanken von Erdgas