Edin und Legor 

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Ankunftstag: Pfingst-Sonntag

Es wurde so hart, wie wir es uns vorher gedacht hatten. Die beiden waren völlig von der Rolle. Beim Spaziergang war Legor sehr aggressiv anderen Hunden gegenüber. Edin war so brav wie auf dem Probe-Spaziergang. Dafür zeigte er seinen Protest, in dem er ausgiebig gleich 2 Teppiche durchfeuchtete. Auf ihre Namen reagierten sie kaum, zeigten nur ängstliches und unsicheres Verhalten. Da sie weder die Anweisungen "sitz" oder "platz" beherrschen, verstanden sie nicht, wo in Zukunft ihre Plätze sein werden. Später wollten sie nicht einsehen, dass es Polstermöbel gibt, die für sie tabu sind. Sie stellten sich auf stur. Edin klaut wie ein Rabe, versucht es zumindest.

Im Garten wurde der Jägerzaum zum Nachbarn von Legor als Hürde aufgefasst, er kam nur nach langem Zögern und intensivem Rufen zurück. Allerdings zum Ausbrechen besteht keine Chance. Die 4 kleinen Handtuchgärten sind an allen Seiten  mindestens 1,80 Meter hoch "eingedeicht". 19.00 Uhr der übliche Abendgang. Um 23.00 Uhr ein Gang zur Absicherung auf eine nahe Wiese.

Besucher wurden akzeptiert, nur mein Vater - geht am Stock - löste bei Legor reine Panik aus. Wir glauben, die Vergangenheit hat ihn da eingeholt.

Alles zusammen: Viel Arbeit, viel Geduld. Beide sind sehr sensibel und ängstlich, eine langsame und behutsame Vorgehensweise ist angebracht.

2. Tag Pfingst-Montag

Überraschung: Die Nacht verlief ruhig, um 6 Uhr morgens, in der Regel unsere Zeit aufzustehen, war noch alles in Ordnung. Die Sperrzonen auf den Polstern waren zwar mit Tabletts "gesichert" worden, aber dass die beiden einen Weg finden würden, hatten wir schon geahnt. Nach dem Morgengang warfen wir dann alle Ratschläge und Vorsätze über den Haufen. Unser Garten ist zum Toben für einen Galgo einfach zu klein. Der Besuch auf der Freilauffläche (Hundewiese) war dann ein voller Erfolg. So waren wir um 7.30 Uhr allein, gut für uns und Legor, zudem genossen es die beiden, als sie abgeleint wurden. 10 Minuten Schnüffeln und Toben, zufrieden ging es dann zurück. In der Zeit die Jungs 3mal heran gerufen um sie mit Leckerchen zu versorgen. Nur beim ersten Mal wollte Legor nicht sofort, allerdings konnte er es auch nicht haben, dass nur Edin was auf die Zunge erhielt. Das Einsammeln der beiden war danach problemlos. Nebeneffekt der Aktion: Das Einsteigen ins Auto ist kein Problem mehr. 

Im Haus: Durch gezielt eingesetzte Schokodroppies werden die Ruhe- und Schlafplätze immer beliebter. Die Namen werden wir nicht mehr ändern. Wir werden uns schon an sie gewöhnen. Das Alleinbleiben fällt den beiden schwer. Sie haben sich total auf Ursula konzentriert, besonders Legor, der es einfach doof findet, wenn sie weg ist, auch wenn ich zuhause bin. Sie lassen sich nun ohne Probleme anfassen, von Ursula auch hochheben. Legor ließ sich ein Andenken an die alte Heimat - eine Zecke - von mir entfernen. Wir wurden sogar schon 2 Mal mit vorsichtigem Schwanzwedeln begrüßt: erste Übungen, allein im Haus zu sein oder im Auto zu warten waren ok. Spielen mit Menschen scheinen sie noch nicht zu kennen. Ich durfte allein mit dem Ball spielen.

Wir rätseln noch an ihren Signalen, zum Beispiel, wenn sie außerhalb der Gangzeiten - 6.00 Uhr, 14.00 Uhr, 19.00 Uhr - ein Geschäft zu erledigen haben. 

Ziel in den nächsten Wochen: Für die beiden: Allein bleiben, das Klauen zurückfahren, Anweisungen Sitz und Platz. Für uns: Die beiden besser verstehen lernen.

Unsere Stimmung: Super, auch wenn es nicht immer so schnell eine Verbesserung geben wird, wie heute.

Ein neues Halsband für Edin haben wir vorsichtshalber bestellt, da wir noch nicht wissen, ob wir sein jetziges von der Pflegestelle abkaufen können. 

Am Nachmittag wurde es immer deutlicher, dass Legor mit anderen Hunden, zumindest wenn er angeleint ist, große Probleme hat und seine Aggressivität auch Edin ansteckt. So hatte Ursula einmal alle Mühe, die beiden zu halten. Am Abend verlief der erste Kontakt mit einem Hund eines Bekannten - alle im Park kannten Jack - erfolgreich, trotz Leine. Die beiden sind beim ersten Kontakt sehr ungestüm, dann ziemlich uninteressiert. Beim 2. Treffen mit einem jungen Cocker holte sich Ursula, die Legor an der Leine hatte, einen blutigen Finger. Sie hatte zu tief an die Leine gefasst und machte Bekanntschaft mit einem Hundezahn. Den Hunden war natürlich nichts passiert. Die Leine scheint Legor noch kirre zu machen, da müssen wir intensiv dran arbeiten.

Der letzte "freie" Tag, bevor die Schule wieder beginnt. Erkenntnis: Trotz einigem Angebrummeln zwischen den beiden sind sie doch sehr voneinander abhängig. Besonders Edin ist auf Legor angewiesen. Er ist die Nummer 1, Legor klar die Nummer 2. Als jeder der beiden 2 Minuten in der Wohnung völlig allein bleiben mussten, drehte Edin völlig durch, schrie, jaulte, bellte und sprang immer wieder an der Tür hoch. Legor nahm es viel gelassener. Für beide war es allerdings auch ok, wenn sie allein mit mir unterwegs waren, ohne den Partner.

Legor ist im Haus inzwischen sehr unbekümmert, tobt herum - besonders auf unserer Garnitur - stets beobachtet von Edin. So springt nun auch Edin über den Zaun zu den Nachbarn. In diesem Zusammenhang gab es eine großen Schreck für mich. Als eine Nachbarin mir melden wollte, beide Hunde seien inzwischen bei ihr hatte ich die beiden schon zurück gerufen und sie standen mitten im Zimmer. In diesem Augenblick entwischte Legor und rannte verstört vor dem Haus herum, ließ sich von mir nicht locken, verschwand. Gott sei Dank war er nach 2 Minuten wieder da, sehr verängstigt und durcheinander. Er hatte Angst, ließ sich kaum in die Wohnung schieben, aber viel Lob und Leckerlies beruhigten ihn wieder.

 Das Angebot der Freilauffläche wird für intensive Bewegung sehr unterschiedlich aufgenommen. Mal wir nur herumgeschnüffelt, mal etwas gespielt. Mal sehen, ob sich das noch ändert. Legor hat eine Vorliebe zu Buddeln, was auf den Freilaufflächen verboten ist. An der Leine zeigt er diese Vorliebe allerdings nicht.

3. Tag Dienstag, 17. Mai

Es wird ernst. Die Hunde bleiben zum ersten Mal allein in der Wohnung. Küche verriegelt, "alles" Wertvolle außer Reichweite, bei den Nachbarn in der Kanzlei Bescheid gegeben. Bei meiner Rückkehr nach gut 2,5 Stunden nur verhaltene Freude. Die Nachbarn hatten mich vorher beruhigt, sie hatten von den beiden nichts gehört. Nach der Begrüßung sah ich die Bescherung: Unser Keramik-Biscuittopf,  die Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Urlaub in England, abgestellt in "sicherer Höhe", lag in Trümmern auf dem Boden, der Inhalt, ein ganzes Blech Plätzchen, war spurlos verschwunden. Ich bin zu 100% sicher, die beiden wussten, dass sie Mist gebaut hatten. Nun, mehr mein Fehler, daher kommentarloses Entfernen der Trümmer. Nachdem ich sie später noch einmal für eine Beerdigung für 1 Stunde allein gelassen hatte, wurde ich stürmisch begrüßt: Diesmal hatten sie nichts angestellt.

Allerdings war die Begrüßung nichts im Vergleich zur Begrüßung, als Ursula wiederkam. Wahnsinn, auch ein Galgo kann wie wild mit dem Schwänzchen wackeln und Freudentöne von sich geben. Dann kaum die nächste Bewährungsprobe. Ein Bekannter besuchte uns mit seiner Tibet-Terrier-Hündin Cora. Wieder stürzen sich die beiden wie wild auf sie. Danach ist aber sofort Ruhe, die beiden legen sich auf ihre Decke und beachten den "Hundebesuch" kaum noch. In den nächsten Tagen werden wir diese Probe noch mehrfach wiederholen. Sie sollen lernen, dass bei uns alle möglichen Menschen und Hunde aus- und eingehen.

Die ersten beiden Besucherkinder, beide im Grundschulalter, wurden völlig problemlos akzeptiert. Keine Meidung, keine Angst, die Körpersprache war völlig entspannt. Zum Abschluss des Tages konnten wir aber noch einen großen Treffer landen. Wir erstanden ein großes Körbchen, hatten wir doch Legor in der Pflegestelle in einem Riesenkörbchen liegen sehen. Sofort wurde das Teil in Besitz genommen, die beiden haben dann auch die ganze Nacht darin verbracht.

Uns ist aufgefallen, dass die beiden, besonders Legor, sich immer wieder kratzen. Da wir ausschließen, dass sie einen Floh mitgebracht haben, schieben wir es auf die Futterumstellung. Wir werden also den bestand an Senior-Futter nicht mehr aufbrauchen sondern direkt und endgültig zu Mera Dog Referenz wechseln. Wollen es den beiden ersparen, dies eventuell 2* durchzumachen. Das geeignete Objekt für die Fellpflege haben wir allerdings noch nicht entdeckt. Da müssen wir noch suchen.

4. Tag Mittwoch, 18. Mai

Den ganzen Tag Bauchschmerzen - bei mir, nicht bei Ursula oder den Hunden - als ich erfahre, dass heute der Kollege mit Eddy the Beagle, einem Rüden, uns besuchen wird. Am Morgen rastete Legor beim Gang aus, als ein Hunde auf der anderen Straßenseite vorbeiging. Dabei war die Nacht wieder ok. Sie haben, nach den Spuren zu urteilen - es gab keine - die ganze Nacht in ihrem neuen Körbchen verbracht. Bei allem bin ich mir sicher, dass wir das zusammen meistern, nur Legors Verhalten gegenüber Artgenossen ist für mich nicht nachzuvollziehen. 

Absolut sicher: Edin ist der Chef der beiden, er nimmt mit Knurren Legor ein Stück Trockenfleisch aus der Schnauze. Ich weiß, ich darf mich nicht einmischen, auch wenn es schwer fällt. Legor hat meine volle Sympathie, auch wenn es für einen Hund normal ist, eine bestimmte Rolle im Rudel zu haben. Mich beäugen sie noch viel misstrauischer als Ursula. Wenn sie Angst bekommen, versteckt sich Edin hinter Legor. 

Der Besuch von Eddy geht trotz 2er Attacken von Legor auf ihn gut aus. Beide Male tun wir lauthals unsere Meinung kund, was Legor auch beeindruckt. Beim ersten Male werde ich sogar handgreiflich. Ich schnappe ihn mir und setze ihn in sein Körbchen. Dort bewache ich ihn einige Augenblicke und er zeigt deutliche Gesten der Beschwichtigung. Dann darf er zu Edin und Eddy in der Garten. Die Hunde wirkten immer entspannter, beim Kuchenessen lag Edin im Körbchen, Legor auf den Polstern, Eddy wuselte etwas herum. Dann stürzte sich Legor von dem Sitz auf Eddy und schnappte nach ihm. Kurz vorher hatte Eddy einige Stufen der Treppe erklommen und die Szene von oben betrachtet. Unsere beiden Jungs trauen sich das noch nicht. Könnte das der Auslöser gewesen sein? Danach herrschte wieder Ruhe. Eddy zeigte keine Angst, Legor zeigte deutlich, dass er gemerkt hatte, dass wir sauer waren. 

Der Rest verlief entspannt und relativ harmonisch. Auch der gemeinsame Spaziergang, der Beagle lief frei, unsere an den Leinen, auch der gemeinsame Besuch der Hundewiese. Bei einer Begegnung mit einem Goldie habe ich mich neben Legor gehockt und ihn in den Arm genommen. Er war völlig angespannt, gab aber keinen Ton von sich. Vorsorglich hatte ich am Nachmittag ein Halti und einen Maulkorb für ihn gekauft, habe nach dem Besuch aber die wie ich hoffe berechtigte Hoffnung, die Dinger nie benutzen zu müssen. 

Nebenbei: als wir die Hundewiese passierten, auf der ca. 10 Hunde tobten und uns kläffend am Zaun begleiteten, zeigte Edin, dass auch Galgos kräftig und anhaltend bellen können. Eddy und Legor ließen sich auch nicht lumpen. Auf dem Rückweg war die Wiese dann leer und wurde von unserem "Rudel" im Handstreich erobert.

Bei den Gängen mit Ursula zeigte es sich, dass Legor nicht immer "ausrastet", bei manchen Gelegenheiten - auch auf kürzere Distanz - zeigte er zwar ein Anspannung, aber keine Aggressionen. Dabei spielte das Geschlecht des fremden Hundes keine Rolle. Einen Grund hierfür haben wir noch nicht gefunden.

Am Samstag werden wir uns mit 2 Galgo-Weibchen auf einer Hundewiese treffen, am Sonntag kommt Mim aus dem Urlaub zurück. Mit der müssen sie sich verstehen lernen, davon hängt immens viel ab. Unsere Vorbereitung läuft aber erfolgreich auf vollen Touren. Nebenbei: Ursula ist - was Legor und seine "Angstattacken" angeht viel optimistischer als ich es gewesen bin. Nach dem heutigen Tag sehe ich das - Dank Eddy - auch positiver. Unser Plan: Viel Liebe, das Gefühl von Geborgenheit vermitteln, aber auch verstärkt bei Fehlverhalten unseren Unmut deutlich machen. Er soll genau wissen, was wir von ihm wollen, das wird ihm zusätzliche Sicherheit geben.

5. Tag, Donnerstag 19.05.

Heute war ein "Ursula-Tag", da ich den ganzen Tag auf Klassenfahrt war. Die Hunde waren nun den ganzen Vormittag allein: und siehe da, die Wohnung war top, sie hatten nichts angestellt, die Wohnung war sauber. Das Malheur vom ersten Tag war bei Edin damit sicher nur die Aufregung. Die beiden scheinen sich an das ruhige Leben bei uns zu gewöhnen, besonders das Körbchen ist inzwischen ihr absoluter Lieblingsplatz, es rangiert sogar noch vor der Sitzgruppe. Zur Zeit keine Versuche mehr, auf verbotenes Terrain zu gelangen. Die Küche kann nun offen bleiben, wenn wir in der Wohnung sind. Ansätze zum Betteln werden sofort abgebrochen, wenn wir nein sagen. Wir können auf den Polstern sitzend essen, die Lebensmittel in Hunde-Nasenhöhe auf einem Tablett. Die beiden liegen brav im Körbchen.

Besucher werden zurückhaltend begrüßt, ohne jedes Theater, keine Aggressionen oder Aufgeregtheiten. Briefpost lesen sie nicht, nur das Päckchen mit dem neuen Halsband für Edin haben sie schon mal geöffnet. War ja auch für sie.

Auf den Gängen ist Ursula mehreren alten Hundebekanntschaften begegnet. Eine Hündin, die die beiden am Montag kennen gelernt hatten, wurde ohne jedes Theater begrüßt. Leika, eine große Neufundländer?- Hündin, war die nächste. Die Besitzerin meinte, unsere beiden sähen sehr lieb aus und seien mit Sicherheit gut sozialisiert. Wir sollten sie ruhig mal Kontakten lassen. Legor war sehr angespannt, als er sich dann auch noch ein leises Knurren erdreistete, rückte sie ihm kurz den Kopf gerade. Danach war für Legor die Sache klar und er wusste sich zu benehmen. Weitere Begegnungen verliefen relativ ruhig, nur bei einem Cocker regten sich beide sehr auf. Gaben aber Ruhe, als sie merkten, dass Ursula sauer darüber war.

Die 2*10 Minuten auf der Hundewiese werden nur zur Hälfte zum Spielen und Rennen genutzt, nach der obligatorischen Geruchskontrolle des Platzes, dann kommen sie zu uns oder warten auf uns am Tor.

Toll auch die Unterstützung durch die frühere Pflegestelle der beiden, die uns mit vielen Tipps und Hinweisen den Rücken stärkt, besonders, weil für uns ein Doppelpack Neuland ist.

Fazit: Die beiden haben sich gut eingelebt, lernen zunehmend, was wir von ihnen erwarten und stellen sich auf den Tagesablauf bei uns ein. Wenn am Sonntag die Begegnung mit Mim gemeistert ist, sind wir absolut im grünen Bereich.

6. Tag. Freitag 20.05.

Die bisher längste Zeit, die die beiden allein verbracht haben, verlief ohne Probleme. Dafür zeigte Edin, dass wir uns nicht zu sicher sein sollen. Als Ursula am Nachmittag noch einmal kurz die Wohnung verlassen musste, besorgte er sich kurzerhand aus der Küche ein Paket mit Kuchen. Als er mich wenig erfreut auf der Treppe erblickte, ließ er das ganze schnell fallen. Möglicherweise wollte er auch nur seinen Protest gegen die erneute Abwesenheit von Ursula ausdrücken. 

Das Treffen mit dem weiblichen Rudel wurde auf den Freitagabend vorgezogen. Die Begrüßung auf dem Parkplatz verlief ohne große Aufregungen. Nach einer kurzen Wartezeit ging es dann auf das Freilaufgelände.

Dort hatten die 5 Hunde genügend Freiraum, wobei es über das Adjektiv zu Meinungsverschiedenheiten kam. Plötzlich war Legor verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ursula hörte Gebell von außerhalb, wurde aber beruhigt, der Zaun sei ausbruchsicher. Leider wusste Legor das nicht und so hatte er den Zaun überwunden. Helle Aufregung. Erfreulich: Legor nahm die Gelegenheit zum Verschwinden nicht wahr, im Gegenteil, er wollte zurück. Bitter: Er traute sich nicht, unter dem Zaun durch zurück zu krabbeln. Edin und Legor wurden immer aufgeregter. 

Die Besitzerin der "Mädels" versuchte, außen um das Gelände herum zu Legor vorzudringen, Ursula fing an zu graben. Legor versuchte nun zu kriechen, kam aber nur mit dem Vorderteil durch und blieb dann verängstigt auf der Seite liegen. Ursula zog ihn nun ganz langsam, Stück für Stück, auf das Gelände zurück. Da hatten wir noch mal Glück. Andererseits zeigt dieser Vorfall schon, dass die beiden uns als Zuhause akzeptiert haben und schon einiges an Vertrauen gewonnen werden konnte.

Legor zeigte allerdings auch noch einmal, dass er Schwierigkeiten mit der Erstbegegnung mit anderen Hunden hat. Er stürzte sich vehement auf einen Neuankömmling auf den Platz, so dass alle erschrocken waren und sich Sorgen machten. Allerdings war die Situation fast sofort wieder vorbei und beide Hunde verhielten sich normal, zeigten weder Ängste noch Aggressionen gegeneinander. Wir werden einfach nicht daraus schlau. Gab es doch in dieser ersten Woche einige dieser - in unseren Augen - brenzligen Situationen, passiert ist jedoch nie etwas: keine Schramme, keine Macke, nichts. Er will also nicht beißen, schnappt aber, zeigt Bürste, droht und bellt; und das ganz wild. Daran werden wir noch lange zu arbeiten haben: Suchen von Begegnungen mit anderen Hunden, deren Besitzer wir kennen und die bereit sind, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Den Maulkorb jedenfalls haben wir - unbenutzt - zurückgegeben bzw. in Leckerchen umgetauscht.

Als ich am Abend gegen 23.00 Uhr nach Hause kam, traf ich auf 2 verschlafene Hunde, die den Eindruck machten, sie seien mit sich und der Welt im Reinen. 

7. Tag, 21.05., Samstag

Bis zum Nachmittag alles im grünen Bereich. Auf der Hundewiese erst ein riesen Gebell von allen Seiten, waren doch schon 2 andere Hunde dort. Nach einem Gespräch mit den Begleitern wurde der Kontakt gewagt, auch weil inzwischen wieder Ruhe eingekehrt war. Angespanntes Gestakste, das war es auch schon. Mittags wurde ich zum ersten Mal von den beiden mit einem vorsichtigen Schwanzwedeln begrüßt: Das tat mir richtig gut. Also vor dem Essen zuerst mit den beiden auf die Couch und kuscheln; tat uns allen dreien gut.

Erkenntnisse und Beobachtungen der letzten Zeit:

    Edin hat sich schon 2* im Auto übergeben, wobei wir noch nicht sicher sind, wo die Ursache liegt. Aufregung? Autounverträglichkeit? Futterumstellung? Reaktion auf ein bestimmtes Leckerchen? Mal sehen. Erst mal eine wasserdichte Unterlage für die Autos besorgen.

    Das neue Halsband war zu groß, muss umgetauscht werden. Edin scheint für einen Rüden einen kleinen Kopf zu haben.

    Legor hat Ursula im Keller besucht, ist allein auch dann die Treppe wieder hoch gelaufen. Wahrscheinlich trauen sie sich nicht, ohne Erlaubnis die Treppen zu benutzen, oder aber Edin hat Angst davor und Legor muss deshalb auch verzichten. Das wäre nicht gut und muss vermieden werden: Legor kommt nachts hoch und Edin jammert unten.

    In Situationen ohne Stress, also starken äußeren Reizen, versuchen die beiden sich so zu verhalten, dass sie unsere Zustimmung haben. Ein "nein", wenn Legor wieder ansetzt ,um über den Zaun zu springen, wird akzeptiert und von einer Demutsgebärde begleitet. Wir bezweifeln aber, dass er so hören würde, wenn in einem Nachbargarten ein Hund auftaucht.

8. Tag, 22.05.

Wir sind übern Berg. Das Zusammentreffen zwischen unseren Jungs und Mim verlief ohne große Zwischenfälle. Edin ließ zwar ein paar Mal den großen Macker raushängen, im Großen und Ganzen waren wir aber alle sehr erleichtert. Mim ist scheu und zurückhaltend und scheint daher eher Legor als Ansprechstation zu sehen, wird aber als 16 Monate alte Hündin als Junghund akzeptiert. Der obligatorische Kräftevergleich zur Ermittlung der Rangfolge war sehr kurz, Edin scheint dabei als ranghöchstes Tier schon gefordert zu sein, die beiden anderen immer zu beobachten.

Die Zweibeiner haben nicht eingegriffen, um die ganze Situation nicht zu komplizieren, und die Tiere waren allein in der Lage, die Sache zu meistern. Getroffen haben sich die Hunde allerdings nicht in der Wohnung, sondern zu einem gemeinsamen Spaziergang. Beim ersten Besuch der Hundewiese wollte Mim beim Spiel der beiden mitmachen, wurde aber sofort von Edin zurückgewiesen. Beim 2. Auslauf am Abend hatten sie sich schon etwas aneinander gewöhnt. In den nächsten Tagen werden wir mit den beiden Mim besuchen, um die Gewöhnung der Hunde aneinander zu vertiefen.

Was auch noch kommen mag, die wichtigsten Hürden haben wir geschafft.

Edin scheint auch aufgefallen zu sein, dass Legor nicht mehr so wild wird und kläfft, wenn wir auch einen anderen Hund treffen. Er beginnt nun selbst anzuschlagen, wenn auch nur kurz. War es vielleicht mit sein Einfluss, wenn Legor unbedingt beweisen musste, wie wertvoll er für das Rudel ist?

Das Tagebuch wird ab dieser Stelle zum Wochenbericht, da wir vermuten, dass nach Einzug einer Art "Normalität" das Ende der Aufgeregtheiten eingeläutet ist. Die weitere Entwicklung wird sich in vielen, ganz kleinen Schritten vollziehen, so dass nicht mehr jeden Tag mit so vielen Fragen und Überlegungen zu rechnen ist.

2. Woche

Die Begegnungen mit anderen Hunden verläuft immer entspannter, in unseren Augen "normal". Anspannung ja, aber keine Bürste und kein Gekläff mehr. Sie haben wohl erkannt, dass nicht jeder andere Hund ein neues Rudelmitglied ist. Die Begegnung mit einem Welpen auf einer Hundewiese ging problemlos über die Bühne. Beim anstehenden Besuch bei Mim und ihrem Rudel werden wir weiter daran arbeiten, die dort noch vorhandenen Vorbehalte abzubauen.   

Wenn jemand das Haus verlässt, wollen die beiden mit. Sie wissen genau, was es bedeutet, wenn ein Schlüssel in die Hand genommen wird. Allerdings ist Regen ein Wetter, dass von beiden nur sehr schwer akzeptiert werden kann. Das Einsteigen ins Auto ist sehr unterschiedlich, besonders auf dem Rückweg. Mal geklappt es wie am Schnürchen, mal sind sie nur sehr schwer zu bewegen, einzusteigen. Das Autofahren kann nicht allein bei Edin manchmal Schwierigkeiten hervorrufen, es muss scheinbar noch ein Faktor hinzukommen. Wir vermuten, es muss vorher etwas sehr Aufregendes passiert sein. Das Warten im Fahrzeug ist problemlos, sie legen sich hin und schlafen.

Das Toben auf der Hundewiese wird nur noch minimal wahrgenommen, die Fixierung auf das Futter ist aber noch extrem. Gras wird auf den Gängen sehr gerne  genommen; möglicherweise sind sie Salatfans? Den Bewegungsdrang besonders von Edin hatte ich wohl völlig überschätzt. Die Möglichkeit, einmal richtig Gas zu geben, wird nur ab und zu wahrgenommen. Legor nutzt die Zeit, besonders auf Freiflächen mit Gebüsch, herumzuschnüffeln und ist dann auch schon mal ein paar Minuten "verschwunden". Edin muss dann ab und zu nachschauen gehen, wo sein Kumpel steckt. 

Die Vormittage, wenn sie allein in der Wohnung sind, halten sie durch, nur manchmal sieht man Spuren, dass sie getobt haben. Die Wohnung ist bisher immer sauber. Sie wissen schon sehr genau, wann wir ohne sie das Haus verlassen wollen und wann sie mitdürfen. Auch eine vereinzelte längere Zeitspanne bereitet scheinbar keine Probleme. Der Zaun im Garten wird von Legor noch nicht als Grenze akzeptiert, allerdings lässt er sich durch ein deutliches "nein" durchaus davon abhalten, zu springen. Er zeigt dann beschwichtigendes Verhalten, wenn er auch etwas erstaunt wirkt. Wir werden wohl doch den Zaun erhöhen müssen, so dass die beiden auch allein draußen sein können um den Garten zu genießen. Sicher ist sicher.

Großes Problem für die beiden: die Kaninchen reagieren völlig falsch. Sie laufen nicht weg, sitzen in großen Mengen herum und betrachten die beiden. Unglaublich, die beiden sind sehr erstaunt, sie vermuten wohl, dass es hierbei um "Kampfkaninchen" handelt, zumindest unberechenbar. Kein Ruck in der Leine, kein großes Gezerre: gebannt starren Legor und Edin bewegungslos auf das Treiben. Edin ist an der Leine in der Regel problemlos, er zerrt nur manchmal, wenn wir einem anderen Hund begegnen, er schlägt dann auch an. Legor zieht beim ersten Teil des Ganges immer leicht, die Leine hängt nie durch. Er muss scheinbar immer versuchen, an der Spitze der Gruppe zu gehen. Im 2. Teil des Ganges ändert sich dies, er zieht nicht mehr, passt sich dem Tempo der Gruppe an, die Leine hängt oft durch. Daran werden wir weiter intensiv arbeiten, auf das gekaufte Halti aber wohl verzichten können.

Edin hat die Eigenart entwickelt, dass er beim Anlegen des Halsbandes einen gaaanz dicken Hals bekommt, mit dem Erfolg, dass Ursula mehrmals das Band wieder weiter gestellt hat. Der arme Hund. Unterwegs schlabbert sein Halsband dann viel zu weit am Hals herum. Toll.

Das Abrufen der beiden klappt nur gelegentlich, besonders Legor scheint das nicht verstehen zu wollen. Dabei wissen sie beide genau, was wir von ihnen erwarten. Ganz anders bei den Aufgaben, ins Körbchen zu gehen, "Sitz" oder "Platz" zu machen. Sie sind dann verwirrt und verstehen uns noch nicht. Was es bedeutet, wenn ich in den Keller gehe, scheint viel leichter zu sein. Es gibt was auf die Zunge. Die beiden versuchen schon, durch demonstratives Stehen vor der Kellertreppe, Blick in den Keller gerichtet, dann wieder zu mir, mich dort hinunter zu schicken. Rache: Dann schaue ich verwirrt und ich verstehe sie einfach nicht. 

Der Besuch bei Mim war ein voller Erfolg, nicht nur dass die Hündin wild mit Legor im Garten spielte und herumtobte, auch der alte Kater Maunzer ließ es sich zum Schluss nicht nehmen, mitten in der Küche zwischen 4 Menschen und 3 Hunden herumzuspazieren. Einzig Mim war etwas irritiert, hatten doch Legor und Edin ihr Körbchen okkupiert. Das Reisekörbchen löste ihr Problem. Als wir uns verabschiedeten, hatten unsere beiden Susis Zuneigung voll erobert und sämtliche Bedenken zerstreut. Herz, was willst du mehr?

Nach Absprache mit dem Nachbarn wird der gemeinsame Zaun durch einen 1,20m hohen Metallzaun ersetzt. Klar, Legor weiß inzwischen, dass er nicht darüber springen darf, aber zu unserer Beruhigung, die Hunde sollen sich ja auch mal allein im Garten aufhalten dürfen - die Verandatür muss auch mal offen bleiben dürfen - ist ein "ausbruchsicherer" Zaun wie Balsam für unsere Nerven. Wer tut schon immer nur das, was man darf? Klar, der Zaun ist für uns, nicht für die Hunde. Die Nachbarn finden die beiden ja ganz lieb, aber werden sie das auch noch tun, wenn Edin mal die Gelegenheit hatte, deren Küche auf den Kopf zu stellen???

Nach 2 Wochen können wir feststellen, dass wir statt der Hunde auch eine bunte Kuh hätten aufnehmen können. Zuerst ging es wie ein Lauffeuer durch Brackel, dass Jack nicht mehr ist, dann, dass es 2 neue Hunde aus Spanien gibt. Hundebesitzer, mit denen wir bisher keinen Kontakt hatten, sprechen Ursula an - das sind doch die beiden Hunde aus Spanien? - um gemeinsame Gänge zu verabreden. Friedhofsgänger ohne Hunde zeigen sich manchmal von Edin fasziniert: >Was ist das denn für ein Hund, so einen haben wir ja noch nie gesehen<. Die beiden zeigen sich bei diesen Gesprächen von ihrer liebsten Seite und verschaffen sich so einen guten Ruf.

Legor hatte auf der Hundewiese ein schlimmes Erlebnis. Beim Versuch, unter dem Zaun, tief im Gebüsch, durchzukriechen, blieb er mit dem Kopf stecken und fing fürchterlich an zu schreien. Er war völlig panisch, bevor ich ihm helfen konnte tobte er wie wild und riss mit Gewalt seinen Kopf zurück. Danach waren er und ich völlig fertig, obwohl ich keine Verletzung feststellen konnte. Dieser verda.... Dickkopf. Er liebt Gebüsch und Unterholz, die auf der Fläche reichlich vorhanden sind. Warum betrachtet er Zäune immer als Herausforderung? Ich befürchte, er ist so stur, dass er daraus nichts gelernt hat. In Zukunft also immer mit gemischten Gefühlen - bei den Menschen, nicht bei Legor - , wenn wir auf eine Hundewiese gehen.

3. Woche

Die Futtermenge ist für uns immer noch eine unbekannte Größe. Beim Wiegen brachten die beiden 22,5 kg (Edin) bzw. 26,5 kg (Legor) auf die Waage. Im Internet waren sie mit ca. 25 bzw. 30 kg angegeben. Reicht die Futtermenge, und was ist ein "normales" Gewicht für einen Galgo? Fressen könnten sie scheinbar immer, den Zustand "satt" scheinen sie nicht zu kennen, frei nach dem Motto: Vor dem Fressen ist nach dem Fressen. Absolute Vorfreude löst das Trockenfleisch aus. Beide drehen auf, Edin kann sogar vor Ungeduld anschlagen (Das Zeug gibt es nur auf der Wiese im Garten).

Frolic als "Leckerchen" ist bei Edin out, da darf Legor alles haben - ansonsten gilt, Edin zuerst, notfalls muss Legor seinen Anteil fallen lassen. Die Verletzung muss bei Edin ganz schön prägend gewirkt haben, bei seiner Einstellung zum Fressbaren. Gut, dass er die Schmerzen auf die Frolics bezieht, nicht Ursula dafür verantwortlich macht.

Bei den 3 Gängen des Tages stellt sich folgendes Schema heraus: Morgens joggen mit Ursula, im Schweinsgalopp über den Friedhof, danach ein gemütliches Päuschen und Relaxen auf der Hundewiese; ohne Ursula an der Leine scheint Bewegung keinen Spaß zu machen. Mittags ein gemütlicher Gang im angemessenen Tempo - besonders für Ursula. Abends dann eine Mischung aus beiden Gängen, Edin gemächlich, Legor am liebsten ganz geschäftig mit Tempo voraus. Dann wieder zur Erholung eine Pause auf der Freilauffläche. Nun gut, wenn die 2beiner dort viel laufen, tun es die Hunde auch ein bisschen. Einen Windhund zu haben heißt also, dass man wie der Wind rennen muss, was sich der Hund interessiert ansieht? Wenn ich einen Wachhund habe, muss ich doch auch nicht selber bellen!

Edin ist uns gegenüber viel aufmerksamer als Legor, er hört viel besser, wenn er gerufen wird. Er hat auch keine Probleme mit der Fellpflege, während eine Bürste bei Legor eine tiefe Abneigung hervorzurufen scheint. Der kleine Kerl steckt voller Angst, was nicht heißt, dass er nur alles "richtig" machen will, was wir von ihm wollen. Gelernt: Wir mögen es nicht, wenn auf der Hundewiese gebuddelt wird, und beide akzeptieren unser "nein". 

Die Treppe im Haus ist weiterhin eine unüberwindliche Barriere. Sie bleiben konsequent im Erdgeschoss. Vorsichtshalber haben wir aber oben schon einen Korb stehen, ein wahres Monstrum, falls sie es sich doch noch einmal überlegen sollten. Legor ist zwar einmal in den Keller gefolgt, ohne Probleme allein wieder hoch gelaufen, aber dies hat sich nicht wiederholt. 

Vielleicht sehen wir Gespenster, aber manchmal hat es wirklich den Anschein, als würde Edin Legor vorschicken, um "etwas" zu erledigen oder ihm verbieten, "etwas" zu tun. Darf vielleicht Legor nicht die Treppe benutzen, weil Edin Angst vor ihr hat? Ursula entdeckt soeben Legor in der Küche, wie er den Eimer mit dem Hundefutter zu knacken versucht. Sie maßregelt ihn. Da kommt Edin gucken, als Legor ihn entdeckt, läuft er zu ihm hin und leckt ihm beschwichtigend die Schnauze. Konnte er den "Auftrag" nicht ausführen?

Auf der Hundewiese trafen wir auf einen Halter mit 2 Hündinnen, der völlig souverän war. Mit den Worten "Die regeln das schon" führte er seine beiden auf das Gelände. Unsere stürzten sich wieder auf die neuen, bis es der älteren Hündin zu bunt wurde und sie Edin, der besonders den Leo heraushängen ließ, kräftig Bescheid gab. Darauf trat der den Rückzug an und sorgte dafür, dass er hinter Legor stand, sozusagen als Puffer vor der "gefährlich selbstbewussten" Dame. Danach wieder wie üblich "Frieden", jeder ging seinen Interessen nach: Edin und Legor waren wieder vorrangig an Kuscheleinheiten interessiert.

Am Freitag stellen wir die beiden unserem Tierarzt vor. Der erste Besuch des Ortes, der schon bei Toby und Jack gefürchtet war. Wir sind gespannt. Vorsichtshalber haben wir den letzten Termin des Tages genommen, um nicht auf ein volles Wartezimmer zu treffen. Wir halten es aber für wichtig, dass die beiden beim ersten Kontakt keine Schmerzen fühlen, eine Spritze oder so. Zudem möchten wir gerne die Gewissheit, dass alles in Ordnung ist. Eine Überprüfung auf Wurmbefall inklusive. Die haben wir bei Jack auch jedes halbe Jahr machen lassen. 

Für den Freitag-Abend ist dann ein Windhundtreffen - sorry Legor - angesagt, wir treffen auf 3 Galgohündinnen. Ich hoffe, es wird mehr als eine Stehparty.

Große Erleichterung nach dem Tierarztbesuch. Das Wartezimmer blieb uns erspart, hier konnten wir die beiden nicht testen, in der Praxis waren sie aber ruhig und lieb, wenn auch sehr ängstlich. Mit der Waage konnten sie sich allerdings gar nicht anfreunden, Panik ohne Ende. Auf den Untersuchungstisch ließen sie sich heben, auch die Untersuchung ging glatt. Damit verlief die Aktion ohne Trauma; keine Spritze, nichts was weh tat. Sehr positiv: die Untersuchung endete auch bei Legor ohne Befund. Er hat keine Gelenkprobleme.

Das Treffen mit den 3 Galgo-Damen war alles andere als entspannend. Zwar gab es zwischen den Tieren keine Probleme, Legor aber fegte durch die Büsche und war minutenlang verschwunden. Es ist ja toll, dass er auf seinen Namen hört, leider erst beim 30sten Mal. Edin ist da doch viel besser drauf. Er lässt sich immer wieder darauf ein, unserem Ruf zu folgen. Alles in Allem waren die Hunde reichlich in Aktion und zum Schluss fast stehend ko. Fast. Auf dem Parkplatz war dann ein Hase, der laut knatterte und immer hin und her flitzte, Edin war vor Jagdeifer kaum zu halten. Wenn er frei gewesen wäre, hätten wohl viele dumm geguckt: Ursula und ich, weil Edin nicht gehört hätte, Edin, wenn er den "Hasen" erwischt hätte und der Besitzer an der Fernbedienung der Autos. So verhinderte die Leine "Schlimmeres".

Zum Abschluss des Tages hatten wir noch Besuch, 4 Personen, und was macht Legor? Er legt sich zum ersten Mal unter den Tisch, mitten unter 12 Füße. Die beiden sind doch immer für eine Überraschung gut.

Resümee nach 3 Wochen:

Wir sind viel weiter, als wir es zu hoffen gewagt hätten. Natürlich hätten sie im Vergleich mit Jack noch unglaublich viel zu lernen; da dieser Vergleich aber sehr ungerecht wäre, blitzt er nur ab und zu in "schwierigen" Situationen auf. Es ist noch sehr viel Vertrauen zu erarbeiten.

Ursula liebt die beiden inzwischen heiß und innig, ein Scheitern ist für sie schon längst völlig jenseits aller Vorstellungen. Auch ich hänge sehr an den beiden, sehe immer noch sehr stark die gequälten Seelen, besonders in den Augen bei Legor, und die Probleme, die sich daraus ergeben. Wie kann ich ein Tier erziehen, das misshandelt worden ist? Die Begriffe "Steh", "Wart" "Tschüss, arbeiten" und "Hopp" kennen sie bereits, sie wissen, kommen wir mit Taschen am Morgen herunter, gehen wir ohne sie. Gelassen nehmen sie es inzwischen hin, wenn wir kurz die Wohnung verlassen müssen, z.B. um den Abfall zu entsorgen. Kein Theater, wenn wir nicht da sind, kein Randalieren, kein Bellen. Ich glaube, alles zusammen ist schon unheimlich viel für nur drei Wochen.

Mein Bestreben, Legor Respekt vor Zäunen beizubringen, wird daher auch ein langfristiges Projekt werden. Wir meiden jetzt erst mal die Wiesen, wo wir die Zäune im Gebüsch nicht einsehen können. Er hat zwar bei seinen Abenteuern keine Schäden davongetragen, aber wohl nichts daraus gelernt. Weitere Erziehungsziele: "Platz", "Körbchen", "Komm", "Aus", "Decke".

Mein größtes Problem (damit haben die beiden nun wirklich nichts zu tun): Ich versuche privat und berufsmäßig, immer dem Schwachen zu helfen, auf den Starken einzuwirken, Rücksicht zu nehmen. Edin "vergreift" sich an Legors Leckerlies, quetscht sich zwischen mich oder Ursula und Legor. Ich darf nicht eingreifen, um die beiden nicht zu verunsichern, so schwer es mir fällt, ich muss ihre Rangfolge akzeptieren. Ich weiß zwar, dass Legor sich im umgekehrten Fall ebenso verhalten würde, aber das weiß der Kopf, nicht der Bauch.

Legor ist für Edin viel wichtiger als umgekehrt. Wenn Legor etwas zustoßen sollte, brauchen wir schnellst möglich einen neuen Partner für Edin. Bei Legor sehen wir eher, dass er auch allein mit uns klar käme.

4. Woche

Diese Woche begann ganz unerwartet mit einem harten Schlag für uns. Beim Abendspaziergang war Ursula einen Augenblick unaufmerksam bei einer Begegnung mit einem anderen Hund. Die beiden gingen in die Seile, mit dem Ergebnis, dass sich Ursula einen Finger an der Leine aufriss, ein anderer, der Ringfinger an der linken Hand, wurde 2mal gebrochen. Vermutlich ist sie unglücklich mit dem Finger in einen der Ringe an der Leine geraten.

Damit haben wir jetzt in den nächsten Wochen ein echtes Problem. Glück im Unglück: die Brüche sind glatt und brauchen nicht operiert zu werden. Zusätzliches Pech: In den nächsten 3 Wochen hätten wir schon ohne diesen Unfall keine freie Sekunde gehabt, nun wird es ganz hart. Erst hat man kein Glück, dann kommt noch Pech dazu. Da ich mir gestern beim Sport einen Zeh mächtig verstaucht habe, ich kaum gehen kann, können Ursula und ich zumindest noch einen Gesunden zusammen auf die Beine bringen.

Am Ende der 4. Woche können wir festhalten, dass wir Dank unserer Tochter Susi gut über die Runden gekommen sind. Unsere beiden verstehen sich gut mit Mim, ihre Anwesendheit ist für sie selbstverständlich. Auf diesem Feld ist wirklich alles im grünen Bereich. 

Im Haus sind wir ebenfalls sehr zufrieden, sie wissen genau, wann wir ohne sie gehen und bleiben dann in ihrem Körbchen liegen. Sie sind sehr ruhig und unauffällig. Nur wenn ich in den Keller gehe, müssen sie unbedingt an der Treppe stehen und alles genau beobachten. Nun ja, da lagern ja schließlich die leckersten Sachen, dafür kann man nie zu müde sein oder zu fest schlafen. Klingelt es an der Tür sind beide aufmerksam, Legor stellt sich sogar schon in die Diele, um alles sehen zu können. Er lässt sich aber dann leicht wegschicken. Eine bellende, tobende Meute auf Klingelsignal, das würde uns gerade noch fehlen. Als Prävention reagieren wir auf Besuch betont unspektakulär.

Auf der Hundewiese lässt sich Edin immer leichter abrufen, Legor braucht da schon länger, nun ja, so denkt er wohl, wenn mein Chef gehorcht, kann ich das ja auch mal machen. An der Leine reagieren die beiden auf Hunde sehr unterschiedlich. Nun denn, ich kann auch nicht jeden leiden, aber man muss ja nicht gleich den dicken Max spielen. Auf Anraten der früheren Pflegestelle versuchen wir es nun mit Bachblüten, sicherheitshalber bei beiden. Was nützt es, wenn Legor ruhiger wird und dafür Edin in die Bresche springt?

Autofahren ist kein Thema mehr, es sei denn, Edin soll bei Regen aussteigen - brrr. Legor hat da keine Berührungsängste. Dauert die Fahrt etwas länger, legt sich Edin hin, manchmal sogar Legor. Er scheint sehr darauf bedacht zu sein, nichts zu verpassen. Geht ein anderer Hund am stehenden Auto vorbei, regen sich beide auf, lassen sich durch Zuruf aber schnell zur Ruhe bringen. Ich verteidige mein Auto selbst - sie scheinen dafür Verständnis zu haben.

In der nächsten Woche werde ich mich darum bemühen, Legor davon zu überzeugen, dass Fellpflege nicht zu gefährlichen Verletzungen führt, vielleicht sogar ganz angenehm sein kann. Zuerst nur mit der Bürste Leckerchen reichen? Mal sehen.

5. Woche

Mit etwas Verspätung hier der 5. Wochenbericht, was auch daran liegt, dass sich mit den beiden langsam alles einspielt; nun ja, fast alles. Inzwischen haben sie gut ein Dutzend Hundebekanntschaften gemacht, wobei zu beobachten ist, dass eine erneute Begegnung ganz gelassen abläuft. Nur beim ersten mal Benehmen sich die beiden wie Rüpel, allerdings auch nicht immer. Inzwischen sind wir auch schon mal mit insgesamt 4-5 Hunden auf den Freilaufflächen gewesen.

Das Ein- und Aussteigen ist bei Edin immer ein Geduldsspiel. Er lässt sich erst lange bitten und rufen, bis er sich endlich bequemt. Mit Sicherheit will er uns damit etwas sagen, ich hoffe nur, er weiß selber, was. Leger hopst geradezu mit Freude rein und raus. im Garten, der neue Zaun ist erst bestellt, ist die Zahl der "Ausflüge über den Zaun" auf Null geschrumpft. Manchmal scheint es ihnen doch wichtig zu sein, was wir Zweibeiner wollen. Sogar unser Missfallen über Futterneid scheint langsam bei Edin anzukommen. Er weiß genau, dass wir es nicht leiden können, wenn er Legor nötigt, ihm sein Leckerchen abzutreten. Auf der anderen Seite gerät er in wilde Aufregung, wenn er eine kurze zeit seinen Kumpel nicht sehen kann.

Bei unseren Gängen hat Edin eine weitere Info für uns. Immer wieder bockt er und bleibt stehen. Manchmal hilft kein Zureden, nur ein resolutes Ziehen an der Leine. Nach kurzer Zeit gibt er dann seinen Widerstand auf und trabt wieder wie gewohnt neben uns her.

An der Leine zeigen sie beim Anblick von "Lebendfutter" zwar starke Anspannung, aber keinen unkontrollierbaren Jagdeifer, kein Zerren, Anspringen. Nur bei Eichhörnchen - warum nur gerade bei diesen? - ist alles vergessen und sie wollen los, zittern am ganzen Körper.

Alles in Allem läuft es beängstigend gut, wir warten auf den nächsten Rückschlag.

6. Woche

Vielleicht sind wir Schuld, weil wir unserem Glück nicht trauen wollten. Nun hat uns die nächste Katastrophe ereilt.

Schon am Sonntag war Ursula aufgefallen, dass Legor um das linke Auge herum ein helleres Fell bekommen hat, ich war mir da nicht ganz so sicher. Am Dienstag ergab eine genauere Inspektion: Legor wird rund um das Auge herum völlig kahl, verliert alle Haare. Das Helle, das wir gesehen hatten, war die Haut - die nackte Haut.

Noch am gleichen Tag haben wir Legor dem Tierarzt vorgestellt, der auch ziemlich ratlos war. Milben konnte er nicht erkennen, eine Reaktion auf Futter schloss er aus. Um eine Nebenwirkung der Bachblüten glauben wir nicht. Eine Infektion aus Spanien, nach ca. 3 Monaten? Er kratzt sich nicht, reibt sich nicht sein Auge. Aus dem Verhalten sind keine Rückschlüsse zu ziehen. Fellausfall soll bei alten Labradoren vorkommen, eine Art Alterserkrankung, aber Legor soll doch erst 5 Jahre alt sein? Nun erhält er Kapseln, die den Selbstheilungsprozess der Haut fördern sollen. Tritt keine Besserung ein, muss eine Hautprobe genommen werden. Die Stimmung bei uns ist jedenfalls im Keller. Was haben wir nur verbrochen?

Der Rest der Woche verlief relativ ereignislos, besonders im Vergleich zu den ersten Wochen. Im Haus sind die beiden absolut unproblematisch, selbst dass "organisieren" von zusätzlicher Nahrung tritt immer mehr in den Hintergrund, kommt eigentlich nicht mehr vor. Allerdings, sind die beiden allein, bleibt die Küchentür zu. Edin akzeptiert nun, dass jeder seine eigene Futterration hat und lässt Legor nun fast immer in Ruhe fressen - wenn auch manchmal mit einem scheelen Blick auf Ursula oder mich. Legor ist weiterhin ängstlich, manchmal regelrecht panisch, wobei sich der Auslöser nicht festmachen lässt.

Sein Auge, bzw. das Fell drum herum, wird nicht besser, eher wird die Stelle langsam größer. Er reibt sich aber nicht, es scheint ihn nicht zu irritieren. Im Garten hat er nun den Zaun als Grenze akzeptiert. Sind die beiden draußen, dösen sie in der Sonne, oder Legor versucht, unseren Baum auszugraben. Allerdings ziehen sie in der Regel den Aufenthalt in der Wohnung vor, auch wenn Ursula und ich draußen sitzen. Nun, sie können ja frei wählen.

Auf den Gängen lösen besonders Eichhörnchen den Jagdtrieb aus. Alle anderen Wildtiere werden zwar beobachtet, lösen aber keine Aufregung aus. Die Begegnung mit anderen Hunden geschieht in einer ganzen Reihe von verschiedenen Verhaltensmustern. Die meisten sind ihnen ja inzwischen bekannt, die Palette reicht vom demonstrativen Ignorieren über erhöhte Aufmerksamkeit bis hin zum wilden Aufstand. Beide wissen, was wir von ihnen wollen, besonders Legor zeigt draußen aber keine Angst uns gegenüber, beschäftigt sich mit sich selbst; dann ist es ihm egal, wie wir reagieren. Edin ist uns gegenüber sehr viel aufmerksamer, beobachtet uns deutlich mehr. Er ist viel eher bereit, auf Ruf zu kommen.

Die beiden spielen nicht mehr miteinander, vielmehr warten sie auf den Freiflächen auf Bekanntschaften, um dann den wilden Hund zu markieren. Wenn sich der andere - oder sein Begleiter - sich dann nicht auf die Hundewiese trauen, verbleiben gemischte Gefühle. Einerseits hat man heldenhaft die Hundewiese verteidigt, andererseits bleibt dann der Kontakt aus. Gespielt wird mit Mim, wobei Legor die Rolle des Underdogs übernimmt, Legor als Rudelchef und Mim als Alpha-Hündin agieren. Dann geht richtig die Post ab. Mim lässt schon mal ihre Stimme hören, dann flitzen die beiden los, um einzugreifen - allerdings stellen sie in der Regel fest, dass nichts los ist - und entsprechend ratlos gucken sie dann aus der Wäsche.

7. Woche

Wir glauben, die beiden sind nun bei uns angekommen. Entsprechend wenig Aufregendes geschieht nun, der Alltag hat Einzug gehalten. So soll der Bericht zur 7. Woche den Abschluss bilden.

Im Alltag haben sich die Abläufe eingespielt, sowohl was die Phasen angeht, die die beiden allein zu Hause verbringen, als auch die gemeinsamen Gänge, was Zeiten und Strecke betrifft. Schnell hatten die beiden ja auch heraus, wann es was zu fressen gibt. Bei den Begegnungen mit anderen Hunden treffen sie inzwischen auf viele Bekannte, was in der Regel völlig problemlos "abgeht".

Geblieben ist der für uns problematische "Erstkontakt", bei dem die anderen erst einmal ausgetestet werden, entsprechend häufig in den Po gezwickt werden, egal, ob Hündin oder Rüde. Trifft Edin dabei auf "Gegenwehr", eilt sein Bodyguard Legor zu Hilfe und stürzt sich auf den Neuen. Wird gespielt, in der Regel nur wenn Mim, Legor und Edin zusammen sind, stürzen sich Edin und Mim auf Legor, der dann als "Opfer" herhalten muss - Mim an der Kehle, Edin am Hinterteil.

Legors Hautprobleme haben wir noch nicht im Griff, der nächste Tierarztbesuch wird vielleicht eine Klärung bringen. Ganz offensichtlich aber bereitet ihm die kahle Stelle überhaupt keine Probleme, er reagiert darauf in keinster Weise. Edins nackter Bauch scheint da schon problematischer zu sein, da er dort - ohne den Fellschutz - immer wieder Insektenstiche aufweist. Im Winter werden wir ihm wohl für die Gänge einen Wärmeschutz besorgen müssen.

Wir haben uns ebenfalls inzwischen daran gewöhnt, zwei Hunde im Haus zu haben. Zwei Hunde bedeuten zwar die doppelte Futtermenge, Hundesteuer statt 144 gleich 400 Euro, aber sonst nicht mehr Aufwand als ein Hund. Am Schwersten fällt uns immer noch, nicht einzugreifen, wenn die Rangfolge deutlich wird, so nach dem Motto: der arme Legor. Beide akzeptieren aber inzwischen, dass sie beim Futter und bei den Streicheleinheiten gleich behandelt werden, Edin muss aber immer versuchen, sich zwischen Legor und uns zu platzieren. Soll er doch, zumindest meine Arme sind lang genug. Es sit nur schwierig, sich die Schuhe zuzubinden, wenn eine Hundenase direkt auf die Lasche gedrückt wird - aber es sind ja seine Barthaare.

Ein großer Dank geht an dieser Stelle all denen, die uns in diesen aufregenden Wochen mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Das war uns wirklich eine große Hilfe. Vielen Dank auch im Namen der beiden.

PS: Edin und Legor haben sich bereit erklärt, die eMail-Adresse von Jack zu übernehmen. "Der Hund von Nolte" (Singular oder Plural) ist also weiterhin zu erreichen unter humpeljack@netscape.net. Punkt.