September 2008

Am 20. September 2008 verstarb Legor bei einer Notoperation nach einer Milzblutung. Dabei fanden die Ärzte zahlreiche Geschosse in seinem Körper (Schrotkugeln und ein Lufgewehrgeschoss). In Spanien muss er als bewegliche Zielscheibe benutzt worden sein. Dabei sind seine Organe so geschädigt worden, dass er an den Spätfolgen nun gestorben ist. Uns ist nun im Nachhinein klar, warum er eine so entsetzliche Angst hatte, wenn es auch nur leise geknallt hat, er bei Gewitter völlig in Panik geriet.

Edin trauert maßlos, hat er doch seinen Kumpel, mit dem er mindestens 4 Jahre zusammen war, verloren.

 

Ostern 2006

Die Zeit mit den beiden war von großen Veränderungen geprägt. Beide sind doch ruhiger und gelassener geworden, fühlen sich inzwischen bei uns heimisch. Noch immer sind sie Menschen gegenüber eher scheu und zurückhaltend und dabei völlig aggressionsfrei. 

In der Wohnung sind sie ruhig und problemlos - nun ja, zumindest fast problemlos. Wenn sie am Vormittag allein in der Wohnung waren, gibt es nun häufiger ein Zeichen des Protestes. Ein Stofftier liegt mitten auf dem Teppich, eine Decke wurde von der Couch gezogen, der Stoffpinguin, der an einer Türklinke hängt, liegt mitten im Wohnzimmer. 

Begonnen hatte alles, als wir an einem Tag vergaßen, die Küchentür zu schließen. Resultat: Die Glas-Butterschale lag im Wohnraum, ohne jede Macke, aber auch ohne eine Spur von Butter. Der Glasdeckel lag noch - unbeschädigt - auf der Anrichte in der Küche. Zudem hatte sich einer die Packung Margarine organisiert und den Inhalt restlos vertilgt. Zu guter Letzt hatten sie noch den kleinen Eimer mit dem Hundefutter Richtung Körbchen geschleppt. Der war zwar mit einem von zwei Metallbügeln gehaltenem Deckel verschlossen, aber irgend wie hatten die beiden ihn aufbekommen, ohne sich zu verletzen. Als wir eintrafen, blieben die beiden in ihrem Körbchen liegen und zeigten deutlich ein schlechtes Gewissen. Uns blieb nur, die Bescherung aufzuräumen. Das Schließen der Küchentür wurde seitdem aber nicht wieder vergessen. Nachwirkungen zeigten sich bei den beiden "Tätern" kaum, nur bei Edin lief das nächste "Geschäft" wie geschmiert.

In der darauf folgenden Zeit fingen sie an, einen unserer Teppiche aufzufressen, der dann zum Jahreswechsel erneuert werden musste. Der neue ist jetzt so groß und schwer, dass sie ihn in Ruhe lassen - vielleicht schmeckt er auch einfach nicht so gut.

Sicherheitshalber haben sich die beiden angewöhnt, bei der Rückkehr eines Zweibeiners ins nächste Körbchen zu verschwinden - egal, ob sie etwas angestellt haben, oder nicht.

Edin zeigt immer wieder seinen Dickkopf. Er mag es nicht, wenn es regnet. Er mag es nicht, wenn es dunkel ist. Er mag es nicht, wenn es kalt ist.  Und wehe, es kommen mehrere Komponenten zusammen. Dann weigert er sich auch schon mal, aus dem Auto auszusteigen. Da hilft dann auch bei Kälte nicht sein Wintermantel, den er nur widerwillig akzeptiert. Eine Sache hasst er sogar: Früh aufzustehen. Legor begrüßt uns morgens, freut sich auf den ersten Gang des Tages - und Edin weigert sich, das Körbchen zu verlassen. Selbst Leckerchen helfen manchmal nicht. Er will nicht. Letzter Ausweg: Mit Legor das Haus verlassen und schon einmal das Auto holen. Dann steht er auf, die Trennungsangst, seinen Kumpel nicht da zu haben, ist dann doch noch größer.

Die beiden toben immer noch wie wild, Passanten, die an der Hundewiese vorbeikommen, machen sich Sorgen und äußern sich auch über das "grausame" Bild. Noch dramatischer sieht es aus, wenn Mim dabei ist und sie sich mit Edin auf Legor stürzt. Selbst für uns ist das manchmal kaum mit anzusehen; trennen wir dann aber die Hunde - Mim lässt sich auch dann prima abrufen - ist Legor ganz verwirrt und fordert die beiden sofort wieder zum Toben auf.

Auch beim Kontakt mit anderen Hunden gibt es reichlich Verhaltensänderungen. Legor ist viel verträglicher geworden, er geht in der Regel freundlich auf andere Hunde zu, bekannte oder unbekannte, auch wenn er dann immer sehr aufmerksam ist. So ist er auch der erste, der auf der Hundewiese einen "Neuen" begrüßen darf, bevor Edin freigelassen wird. Er ist nun eindeutig der Rabauke. Zuerst ein wilder Erstkontakt mit viel Toben, Gekläff und Kräftemessen. Gibt der andere Kontra, dann ist alles geregelt, er akzeptiert den anderen Hund, spielt auch mit ihm. Die Toleranz geht auch gegenüber Rüden so weit, dass er zwar sein Missgefühl zeigt, wenn die ihn untersuchen müssen, ob er nun ein Weibchen oder Männchen ist, sich aber höchstens mal zu einem Knurren oder zu einer kurzen Scheinattacke hinreißen lässt. Ist die erfolglos, lässt er das ganze dann über sich ergehen.

Anders sein Verhalten bei Hunden, die ihm nicht Kontra geben. Die werden gerne mal gezwickt, angebellt und verfolgt. Inzwischen weiß er aber, dass dies bei "seinen Zweibeinern" nicht gut angesehen ist, er lässt sich dann auch einigermaßen gut abrufen.

An der Leine sind die Situationen, wo beide in die Seile gehen, viel seltener geworden, und das nicht nur, weil sie inzwischen schon viele kennen gelernt haben. Oft klappt es schon prima, ohne Theater an anderen, unbekannten Hunden vorbei zu gehen. Allerdings gibt es immer wieder Rückfälle. Einer war sogar ernsthaft, da dabei der andere Hund verletzt wurde. Ursula stand unglücklicherweise auf einer Eisplatte bzw. auf festgetretenem Schnee, als die beiden plötzlich in die Seile gingen um zu einem anderen Hund zu kommen. Dabei verlor Ursula das Gleichgewicht und ließ die beiden Leinen los. Die beiden wollten nun wie auf der Freilauffläche mit dem anderen Hund toben, der war allerdings an der Leine und ihre eigenen Leinen wickelten sich um ihre Beine. Schnell war Ursula bei den Hunden, und sofort war wieder Ruhe. Allerdings war in der kurzen Zeit der andere Hund - ein Windhund - von einem Zahn verletzt worden, so dass er  - wie sich im Nachhinein feststellte, vom Tierarzt behandelt werden musste. Wir können uns diesen Ausgang nur so erklären, dass die Tiere beim Gerangel durch eine der Leinen behindert wurden und so die Verletzung verursacht wurde. Denn die ganze Aktion sah aus wie sie auf der Hundewiese täglich bei unseren zu sehen ist - und dort ist nie etwas passiert.

Legor hat sich super an die 8m lange Flexleine gewöhnt und geht da völlig entspannt. Kein Ziehen mehr, er hat gut im Gefühlt, wie schnell wir gehen, merkt in der Regel schnell, wenn wir das Tempo verändern. Auf die Befehle "Steh" "Langsam" oder "Warten" reagiert er sofort, es kommt nur noch sehr selten vor, dass er versucht, an der falschen Seite an einem Hindernis vorbei zu gehen. Edin hat erst vor kurzem die "Ausbildung" an der Flex begonnen und dabei sein Verhalten mehrfach stark verändert. Trottete er mit der Führungsleine in der Regel nur neben oder direkt hinter uns her, lief er nun immer wieder in die Flex-Leine und verhedderte sich dann manchmal. Also haben wir zu einem Geschirr gegriffen, um die Leine vom Halsband zu bekommen. Seit einem Gang am Ostersonntag bewegt er sich wieder so, als hätte er die Führungsleine zurück: Warum? Wir haben keine Ahnung. In der letzten Woche läuft er nun so, als sei er nie an etwas anderes als die Flex-Leine gewöhnt gewesen. Nun ja, mal abgesehen davon, dass er manchmal unvermittelt stehen bleibt und sich nur nach langem Zureden bequemt, weiter zu gehen. Ist es der Protest gegen das Geschirr? Wieder sind wir ratlos.

Eine versuchte Futterumstellung von Mera Dog auf Bosch scheiterte kläglich. Gut, dass Mim an Bosch gewöhnt ist. Wir wollten umsteigen, da das andere Futter erheblich günstiger ist, aber unsere "Straßenhunde" vertrugen es nicht - obwohl sie jeden Mist fressen würden, den sie auf der Straße finden. Sogar der Teppich wurde gut verdaut. Verstehe das, wer will.

Im Frühjahr hat sich Legor den ersten Magen-Darm-Virus eingefangen, und natürlich hat sich Edin angesteckt. Mim blieb verschont, sie hatte für 10 Tage Kontaktverbot. Aber bei unseren beiden ist eine Isolierung unmöglich. Damit müssen wir eben leben.